Peru-Reisebericht   Sommer 2003

Cordillera Vilcanota Trekking,
Kultur, Wüste, Eis und Urwald

1. Tag: Flug von Stuttgart nach Amsterdam, Amsterdam 7 h nach Bonaire, Weiterflug nach Lima nochmals ca. 5 h. Unser Bergführer Günter Hahne erwartete uns am Ausgang. Während des Fluges lernte ich ein paar Teilnehmer unserer Gruppe kennen. Leider trat eine Verzögerung ein, weil von 2 Teilnehmern die Gepäckstücke fehlten. Mit einem Kleinbus fuhren wir an der Pazifikküste in unser Hotel. Um 21.00 Uhr Ortszeit gab es dann einen Begrüßungstrunk "Pisco sauer"
(Nationalgetränk). Dieses wunderbare Getränk begleitete uns die ganze Reise. Es gab noch Abendessen. Müde fielen wir ins Bett.

2. Tag: Sonntag 27.7.03 Wecken um 3.15 Uhr. Frühstück. Abfahrt zum Flughafen. Weiterflug nach Arequipa (auf dem Bild im Hintergrund der Chachani), der weißen Stadt mit kolonialer Pracht. Der Anflug war spektakulär mit den Vulkanen Misti (5800m) und Chachani (6020m). In der Wüstenstadt brannte die Sonne herunter, keine Wolke am Himmel. Mit einem Kleinbus fuhren wir zum Hotel, keine 5 Minuten von der Plaza Armaz entfernt.

                               
Das Tagesprogramm wurde besprochen und dann ging es los. Rundgang um den Plasza de Armaz (Geldwechsel). In der überdachten Markthallen erklärte uns Günter die vielfältigen Arten der Kartoffeln (ca. 40 Sorten werden heute noch angebaut) von ca. 7000 Sorten!! Interessant gefriergetrocknete weiße Kartoffeln. Früchte aus dem Amazonas. Getrocknetes, gesalzenes Lamafleisch. Utensilien für die vielen Bräuche der Schamanen (getrocknete Lamaembryos - Frösche). Ein Glücksbringer, der Ekeko, wurde gekauft.
                               
Ein kleiner Mann, der symbolisch Geld, Essen auf dem Rücken trägt, die Mundöffnung offen für eine Zigarette. Dieses Männchen ließen wir dann später immer wieder eine Zigarette rauchen, um den "Segen der Götter und Patcha Mama" zu erhalten. - In einem Gartenlokal aßen wir jeder irgend etwas typisches aus Peru (hier gibt es viel Gemüse, bzw. kross gebratenes Schweinefleisch, Kartoffelgerichte, Salat mit Avocado) Dieses Lokal war für die gehobene Schicht. Heute war nämlich der Nationalfeiertag, Tag der Unabhängigkeit.  - Um 14.00 Uhr holte uns der Bus wieder ab und wir sahen uns zuerst eine Kirche mit dem " Mestizenbarock" (Symbolik kirchlich/indianisch) an. Dann erhielten wir eine Führung des Catalina-Klosters. Dieses Frauenkloster war ein sehr strenges Kloster mit einer Hierarchie für sehr vermögende Frauen bis für arme Frauen, die als Mägde dienten.  Die Kathedrale wird gerade restauriert. Der Turm stürzte bei dem Erdbeben 2001 teilweise ein. Die Kapelle war wunderbar ganz mit Ornamenten und Vögeln aus dem Amazonasgebiet ausgemalt. Die Kirche Inglesia la Compania besuchten wir auch noch. 3 Hauptaltäre, die über und über mit Blattgold versehen sind.
                                               
Alle waren in der Zwischenzeit sehr müde (Tote Punkt). Es ging zurück zum Hotel, duschen, umziehen. Das Abendessen erhielten wir in einem guten Restaurant. Spargelsuppe, Rinder-Spieß, Kartoffeln, Fruchtsalat. Vorher selbstverständlich einen Pisco sauer! Besprechung des folgenden Tages. Endlich schlafen!!

3. Tag: Fahrt zum Titicacasee. Wecken 6.30 Uhr. Nach einem Super-Frühstück ging es im Kleinbus los. Heutige Defiese: Trinken - trinken - trinken, mindestens 3 Liter zur Akklimatisation. Wir kauften noch Wasser und Obst. Die Landschaft ist traumhaft schön. Wir fuhren aus der Stadt und in großem Bogen um den Chachni herum. Die Landschaft war steinige Wüste mit Kakteen, Felsformationen. Wo es Wasser gibt, ist es grün. Gerade war ja die Regenzeit vorbei. Später ziehen Vicunas und Lamaherden an uns vorbei. Am Horizont höhere Berge. Tiefblaue Seen eingebettet in Senken mit Flamingos bzw. Lamas die dort grasen.

                                                       
  Gegen Mittag halten wir auf 4500m an und wir steigen ca. 80 Höhenmeter auf eine Anhöhe. Wir schnaufen alle unmöglich! Oben ist ein Heiligtum der Indigenas, starker Wind läßt uns nicht lange verweilen und wir steigen wieder ab. Der weitere Verlauf der Fahrt: Trinken - alle 20-30 Minuten Pinkelstop. Die ersten Teilnehmer brauchen ein Aspirin. Bei diesen Stops (Flamingos) werden natürlich auch Fotos gemacht.   Es ist einfach eine tolle karge Landschaft, die jeden von uns tief berührt.
                         
  Am Spätnachmittag kommen wir zu den Grabtürmen von Silustani. Dort wurden die reichen Inkas mit ihren Frauen bestattet. Unsere Führerin Olga (Aimara - sie hat sich deutsch selber mit Kassetten beigebracht) erzählt uns sehr lustig und engagiert die nächsten Tage alles Wissenswerte. Der Himmel hatte sich bezogen und es nieselte. Der See hatte ein unheimliches Licht. Wir saßen dort und ließen die Stimmung auf uns wirken! Anschließend besuchten wir einen "Schau-Bauernhof". Die Hausfrau bot uns frisch gekochte Kartoffeln und Käse an. Sie erklärte uns (Übersetzung von Olga), wie die Indianer kochen, Mehl zubereiten, weben, Meerschweinchen mästen usw. Vor dem Hof waren 3 hübsche Lamas zum streicheln.
                                                   
  Dann ging es endgültig zum Hotel nach Chucito. Es war überall kalt, wir waren schließlich auf 3800m. In Fließjacken und warmer Unterwäsche, aber am Kaminofen, aßen wir im Wintergarten vorzüglich Suppe, Forelle mit Kartoffelsalat, Bohnen - Pfirsich. Abends ließen wir unseren Engeco 1 Zigarette rauchen! - Später ging es ins Bett. Leichtes Kopfweh hatten wir alle (bei mir nicht schlimm). Trotzdem weiter trinken. Mate de Coca gab es in der Hotelhalle. Die Nacht war nicht ganz so toll, weil alle immer wieder aufwachten!

4. Tag: Nach einem guten Frühstück holte uns Olga mit einem Bus ab und wir fuhren nach Puno. Um auf dem Titicacasee, (ein internationales Gewässer (weil Bolivien auch einen Teil des Sees sein eigen nennt) eine Bootsfahrt zu machen, braucht man eine behördliche Genehmigung.  Wir fuhren dann mit einem Motorboot bei wolkenlosem Himmel, mit einem unglaublichen Licht, zu den schwimmenden Inseln der Uros-Indianer. Die Totora-Binse wächst in dem See und wird von den Indianern geerntet, getrocknet und für alles mögliche benutzt. Zuerst wohnen sie auf den Inseln aus Binsen. Es kommt immer wieder eine neue Lage oben auf, denn nach 8 Monaten ist die Binse mit Wasser voll gesogen und beginnt zu zerfallen. Die Häuser werden ebenfalls mit diesem Material darauf gebaut. Junge Sprösslinge werden gegessen. Boote gebaut usw. - Wir werden von Kindern empfangen, die Lieder auf Aymara und spanisch singen. Günter hat als Dank Äpfel und Orangen gekauft und verteilt sie. Die Frauen hängen uns kleine aus Binsen gefertigte Boote um den Hals. Wir dürfen die Häuser, die Schule, die Kirche ansehen.

                             
Schauen zu, wie ein Boote weiter gebaut wird. Die Frauen bieten Waren zum Verkauf an. Da der Tourismus die einzige Einnahmequelle für die Uros ist, sollte von uns jeder eine Kleinigkeit kaufen. (Günter lebt seit 20 Jahren in Peru, war mit einer Peruanerin verheiratet, weiß sehr viel über die Bräuche, indianischem Glauben, Geschichte, politische heutige Lage usw. Er lebt sehr gern in Peru, er liebt das Land und kann wohl gut uns beraten! Man spürt seine Begeisterung für das Land, sieht aber auch die Schattenseiten sehr deutlich und erzählt die uns ebenso). - Zum Schluss dürfen wir in ein großes Binsenboot und eine junge Uros-Indianerin fährt uns zur nächsten Insel, wo wir dann von dem Motorboot abgeholt werden. Zurück mit dem Boot, mit dem Bus zum Hotel. Dort holten wir unser Picknick ab und der Bus fuhr am See entlang - landschaftlich wunderbar. See auf der einen Seite, Felder und Anhöhen, die bis oben auch mit Feldern waren zogen sich am Ufer entlang.

    Irgendwo an einem Dorf hielt der Bus. Ganz gemütlich liefen wir zur einer Anhöhe mit einem spanischen Tor. Eine Lamaherde begleitete uns. Oben hatten wir einen tollen Blick auf den See mit den Inseln. Leider war es zu diesig bzw. bewölkt um die Königscordilleren Richtung Bolivien zu sehen. Günter und Olga erzählten abwechselnd uns Geschichte, Bräuche. Wir wanderten durch ein Dorf. Die jungen Frauen konnte man an ihren besonderen Hüten erkennen, ob sie Jungfrau, verheiratet oder verwitwet waren. Die Frauen waren auf den Feldern. Einige winkten ab, dass man sie nicht fotografieren sollte. War o.k., andere wollten Geld für ein Foto, auch o.k. Unser Bus wartete an der Straße. Wir stiegen ein, aber dann streikte plötzlich der Bus. Das Getriebe. Wir änderten unseren Plan, packten die Picknick-Sachen. Der Busfahrer wollte das Getriebe herausnehmen! Günter war etwas besorgt. Olga wanderte mit uns auf eine Anhöhe mit wunderbarem Blick auf den See und erzählte uns, wie die Inkas entstanden sind. Sie hatte Figuren aus der Tasche geholt und untermalte ihre Erzählung damit. In der Zwischenzeit waren Kinder uns gefolgt. Ein großer Teil unser überreichlichen Picknicks verschenkten wir an die Kinder. Glücklich wanderten sie mit uns dann zurück. - Der Bus war tatsächlich wieder o.k. - Günter erleichtert!
                                       
    Mit dem Bus fuhren wir ein Stück weiter. Hielten an und wanderten hinter einem Dorf ein gutes Stück den Berg hoch. Ein Schamane wollte uns eine glückliche Reise wünschen. Günter wollte uns demonstrieren, wie im heutigen Peru, der indianische Glaube neben dem katholischen Glaube weiterhin zelebriert wird.  Der Schamane, ein Mann von ca. 60 Jahren, hatte Geld bekommen und Schnaps gekauft, Blüten der heiligen Blume Canduta gepflückt, 1 Muschel, auf Papier Kekse andere Süßigkeiten, Geld. Er begrüßte uns mit Handschlag, schaute uns in die Augen und warf Blüten über jeden. Murmelte Wörter. Er drapierte die vorbereiteten Sachen auf dem Boden, nahm schlucke aus den Flaschen und spuckte in alle Himmelsrichtungen. Die Jungs und Mädchen aus dem Dorf waren am Rande aufgereit und beobachteten alles genau (kicherten auch). Er betete zu Pacha Mama und erbat uns eine glückliche Reise in Peru. Die Sachen wurden nach einander im Feuer verbrannt. Jeder sollte sich dabei etwas wünschen. Wieder wurde in alle Richtungen Schnaps gespritzt.  Zum Schluss erbat er sich von jedem eine Münze, wir wurden wieder mit den Canduta-Blüten beregnet und wir konnten gehen. - Das alles war kein bisschen komisch, eher ernsthaft und von uns allen akzeptiert. - Dann ging es zurück zum Hotel. Gegenüber dem Hotel war der Fruchtbarkeitstempel mit großen Phalli, den besuchten wir und noch einen Aussichtspunkt. Dann ins Hotel zurück. Duschen. Wunderbares Essen. Suppe, Fisch aus dem Titicacasee, Nachtisch. Besprechung. Bett.  (Trinken- trinken - trinken war weiter angesagt - Mate de Coca kam uns schon zu den Ohren heraus - ich hatte kein Kopfweh - mir ging es sehr gut!)

5. Tag: Mittwoch, den 30. 7.03. Busfahrt zum Bahnhof nach Puno. Abschied von Olga, der sehr netten Aymara-Führerin, die liebevoll und mit Hingabe uns ihr Land um den Titicacasee näher brachte. - Eine Überraschung, wir fahren "First Class", wie im Orientexpress. In meinem Reiseführer standen unmögliche Dinge wie es dort zugeht. Stimmt nicht. Die Bahn wurde privatisiert und dadurch kehrten normale Umstände ein. Die Bahn führt durch Puno und die Verkaufsstände sind direkt auf den Geleisen. Kommt der Zug werden diese kurz weggezogen und danach wieder aufgebaut! - Die Landschaft zog mit 50 hkm an uns vorbei. Zuerst die Landschaft um den See, später der endlose Altiplano mit Steppe, kahlen Bergen, schneebedeckt. Einfach wunderbar. Der Zug hatte am Schluss einen

                   
offenen Wagen, wo man gut hinausschauen und fotografieren konnte. Die Frauen hüten die Tiere mit Kind und Kegel, bestellen die Äcker, kochen, schnitten am See die Binsen -  machen fast alles. Was machen eigentlich die Männer ?? Der Zug kroch langsam bis zum " Ryan Pass in 4320 m" hoch. Dort gab es einen Halt und einen Indiomarkt mit Strickwaren usw.  Mittags wurde auf 4020m ein 3gänge Menü serviert!! Langsam änderte sich die Landschaft. Eukalyptusbäume (schnell wachsend für Feuerung), überall Agaven, intensiverer Ackerbau,  an den Flüssen viel Abfall (Plastik, der nicht verrottet). Endlich nach 9 Stunden Fahrt trafen wir in Cusco ein. Ein Bus der Agentur brachte uns in unser Hotel, eine frühere Hazienda von der Tochter von Pizzaro. Ein altes Gebäude, natürlich kalt, es gibt nur Wandstrahler. - ; Später im Speisesaal (spanischer Stiel) gab es Suppe, Pfeffersteak und Fruchtsalat.

6. Tag: 31.7.03. Cusco auf 3430 m. Nach einem sehr guten Frühstück: frische Säfte, Früchte, Rührei, Würstchen, süße Zöpfe, Brötchen, Wurst, Käse und Marmelade - Uff.- Gleich bei uns in der Nähe ging es zuerst zu einem Wasseheiligtum: Tambomachay.  Danach besichtigten wir Q´enqu ein Heiligtum aus der Präinkazeit mit Grotte und Opfertisch. Weiter ging die Reise nach Saqsayuaman. Bekannt ist dieser Schauplatz wegen der " Zyklopenmauer". Vor dieser Kulisse wird jedes Jahr das Fest "Inti Raymi" am 21. Junie zur Sonnwende gefeiert. Günter meinte, dass dies niemals eine Festungsanlage (Kontrollpunkt = Tambo) gewesen sein könnte, weil die Mauern nur z. T. 9 m hoch sind und 3 Eingänge haben. In die exakt behauenen Steine kann man kein Messer stecken. Diese Mauern trotzten jeder Zerstörung bzw. Erdbeben. Eher ein religöser Ort!? ; Da die Inkas keine Schrift hinterließen, sind viele Sachen eine Auslegungssache bzw. Mutmaßung, die gar nicht zu stimmen braucht. Näheres gibt es in den Reiseführern zu lesen. Diese Anlage ist äußerst beeindruckend.

                                         
Danach fuhren wir in die Stadt, aßen in einem kleinen Restaurant etwas. Danach besichtigten wir das Sonnenheiligtum Qoricancha. Das Erdbeben von 1950 legte zur Überraschung der Archäologen die Überreste  frei innerhalb der Kirche "Ingelesia y Convento Santo Domingo. Dies war wohl ein großer Tempelbezirk. Günter erzählte uns und zeigte uns, dass die Inkas den unterworfenen Volksgruppen erlaubten ihre Götter weiter zu verehren. In dem Tempel wurde dann dieser "neue Gott" aufgenommen. Eigentlich sehr klug und großherzig, weil: die Völker dann nicht ihrem Glauben beraubt wurden, sondern der Glaube wurde integriert. Der katholische Glaube wurde ja auch bis heute noch in ihren andinen Glauben verwoben! - Die Straße "Calle Hatunrumiyoc mit den Mauerresten des Palastes und der 12eckige Stein wurden besichtigt. Die Ingelsia La Comania war beeindruckend. Günter erzählte, dass er Indigenas aus der Vilcanota nach Cusco einladen hatte. Die Kirche mit so einer Pracht (silberne Altäre) war für sie kaum zu erfassen. Wie muss es dann damals den Indigenas gegangen sein, wo alles im Sonnenpalast mit Gold ausgekleidet war?!- Danach hatten wir freie Zeit. In Grüppchen zogen wir los. Später besuchte ich ein Internet-Cafe. Ja auch hier ist die moderne Zeit eingezogen. Abends trafen wir uns alle an der Plaza und wir gingen wieder in ein gutes Restaurant. Maiscremsuppe, Alpaka-Spieß mit Gemüse und Kartoffeln und 1 Kuchen. Vorher natürlich einen Pisco zum einstimmen! ; - Wetter war tagsüber ordentlich, manchmal sogar warm. Abends aber wieder kalt.

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