Chiles wilder Norden   vom 17.08. - 02.09.2006

 

 

Donnerstag, den 17.08.06: Bahn-Frankfurt - in Frankfurt outet sich Rainer, später am Gate Clauss. Abflug nach Madrid - Flug nach Santiago de Chile - insgesamt mit Zeitverschiebung 18 h. Alle Flüge problemlos.

 

Freitag, den 18.08.06: Landung 7.45 h Ortszeit. Vor dem Flughafen wartet "Camillo" mit Fahrer. Marianne, Margarete und Walter kamen noch dazu. Wir waren also 6 Gäste. - Der Flughafen liegt ca. 50 km außerhalb von Santiago. Die Autobahn führt in die "Almeda", die Hauptverkehrsader in der Stadt. Camillo erzählt während der Fahrt von Land und Leuten. Im Hotel, angrenzend an die Altstadt, verstauen wir das Gepäck und es geht zu Fuß los. Regierungspalast (Palcio de Moneda), dabei sehen wir der Wachablösung zu. Überall liegen wilde Hunde herum, eine Plage der Stadt, aber sie werden von vielen gefüttert und gestreichelt. Plaza de Armas dazwischen überall moderne Gebäude. Die Stadt sieht sehr europäisch aus. - Irgendwann holt uns der Bus ab, und wir fahren zum Hügel San Christobal. Die große Statue der weißen Maria ist in der ganzen Stadt zu sehen. Von hier haben wir einen phantastischen Blick auf die Stadt, die von 3, 4000ern und einem 5000er überragt wird. Im Nord/Nordosten kann man die Ski-Centren sehen. - Der Hügel ist ein Freizeitgebiet und ein Wallfahrtsort für die Chilenen. Wir fahren zurück und halten am Mercado Central. - Unser Mittagessen besteht aus: Vorspeisenteller mit Krebs, Muscheln und gekochter Salbice. Ein großes Glas Pisco!!!!! Hm. Hauptgang: Corrina gegrillt (Adlerfisch) mit Reis, Pommes, Salat, Gemüse. El postre: Fruchtsalat.

Alles lecker. Danach machen wir einen Bummel durch den Mercado, wo alles fischige angeboten wird, bekannt und unbekannt. Zurück zum Hotel, wir sind alle todmüde. Jeder macht ein Schläfchen. Abends treffen wir uns und laufen in die Stadt zur Plaza de Armas. Wir setzen uns und beobachten die Leute, jetzt ist der Bär los.

Straßenverkäufer, jeder macht irgend etwas z.B. 2 Alte verkleidet als Schamanen hüpfen herum und sammeln Geld. Mittags sahen wir Studenten, die als die Ampel rot war, Kunststücke vorführten, jonglierten, um dann ein paar Pesos zu bekommen. Wie gesagt, jeder versucht sein Glück!

 

Samstag: 19.08.06 Zum Flughafen. Wir haben alle Fensterplätze rechts und sehen die Anden unter uns, auch den Pazifik. Martin Reis erwartet uns vor dem Flughafen von Iquique. Während das Gepäck von Luis und Agustin verladen wird, erzählt er uns viel von dem 1. und 2. Bezirk Chiles im Norden. Bedeutend ist, das 40 % der chilenischen Einnahmen aus dem Bergbau kommen. Die größte Kupfermine der Welt liegt im 2. Bezirk. Obertageabbau. In den letzten Jahren ist der Kupferpreis um das 600fache gestiegen. Das bringt viel Gewinn für das Land. Die Präsidentin, Frau Bechelor, möchte als Sozialistin viel in Schulen, Bildung usw. investiert werden.

In Iquique laufen wir ein Stück am Pazifik und dann in die "Altstadt". Die Stadt ist geprägt vom Salpeterboom. Gusseiserne Laternen, bunte Holzhäuser mit Veranden, eine nostalgische Straßenbahn lassen ein Bild aus dem letzten Jahrhundert vor uns entstehen. Die Engländer bauten ein Theater - alles wurde aus Europa eingeführt - eine Mischung der Engländer mit Einheimischen war nicht möglich - sie brachten ihre Kultur, ihre Frauen und das Klavier mit (Aussage von Martin). Im Gewerkschaftshaus, gleich neben dem Theater servierte man uns wie in alten Zeiten das Essen. Getäfelt, mit alten Bildern versehen, ältere Chilenen, fein angezogen verstärkten diesen Eindruck (leider habe ich hier kein Bild). - Es scheint die Sonne, wir können im T-Shirt gehen - kurzer Abstecher zum Hafen. Leider keine üblichen Tiere in Sicht.

Jetzt geht es im Bus los. Wir fahren stetig ansteigend (an einer riesigen Düne) bis nach Humberstone. Eine verlassene Bergbaustadt, die jetzt unter Denkmalschutz steht auf ca. 1000 m Höhe. Dort lebten bis zu 5000 Leute, die den Salpeter abbauten. Es war eine abgeschottete Stadt mit eigenem Geld, Bäckerei, Lebensmittelladen, Bücherei, Schwimmbad. Es war eine totale Abhängigkeit. Der Lohn wurde mit dem eignen Geld ausbezahlt, das konnte aber nur hier ausgegeben werden! Ungefähr 200 Familien lebten auch hier. Eine unmenschliche Leistung war, das Trinkwasser, und zwar jeder Liter, musste von Iquique mit Lasttieren (Tankschiffe, weil Arica, Iquique und Antefagosta kein Wasser haben - jetzt wird es von den Anden hergeleitet) hergeschafft werden, auch für die Salpetergewinnung!! Heute sind nur noch 1-2 Salpeterminen offen.

Um 18.00 Uhr wurde es langsam dunkel. Wir fahren nach Mamina, eine Thermalwasseroase. In jedem Zimmer steht eine große Wanne. Nach dem Abendessen lege ich mich ins Thermalwasser und schlafe friedlich bis zum Morgen.

 

Sonntag: 20.8.06 Morgens schrie sich der Hahn die Kehle aus dem Hals, die Gänse vielen auch noch ein. Nichts wie raus. Als wir wegfahren, sehen wir, wie trostlos der Ort ist mit den angeblichen 10 Hotels (wegen dem Thermalwasser) ist, staubige Straßen. Wir halten am Friedhof oben am Berg. Es ist ein seltsamer Ort. Der Himmel ist tiefblau, die Gräber mit Plastikblumen - alles armselig. Später sehen wir die riesigen Laster am Horizont, die aus einer Mine fahren. Kurvig geht es zu dem "Indianerort Parca", der Ort ist seit 2000 Jahren besiedelt. Es steht in einem Tal mit einem Flüsschen, wo Obst und anderes angebaut wird. - Hier starten wir unsere 1. Wanderung. 100 mal überqueren wir das Flüsschen, eine tolle Flusslandschaft, einmal eng, dann wieder weit, die Wände richtig hoch. Es gibt ein paar Klettereinlagen, wir sehen an den Berghängen die ersten Kandelaberkakteen. An einer Staustufe mussten wir zurück und einen anderen Weg suchen (eigentlich wollten wir über die Staustufe, aber ein Erdrutsch versperrte den Weg). Durch ein Seitental ebenfalls durch ein Flussbett mit teils dichtem Gebüsch erklimmen wir einen Steinhügel - au Backe, wir kommen alle gehörig ins Schnaufen! Wieder hinunter um dann irgendwann zur Straße zu kommen, wo uns der Bus abholte (Funkkontakt). Nach 4 h sitzen wir wieder im Bus. Rainer, Marianne sind starke Läufer. Ich habe immer noch meine Erkältung (in Ulm hatte ich 6 Tage Antibiotika genommen), laufe deshalb nicht ganz so gut, aber eigentlich merke ich nicht viel von der Erkältung, außer immer noch Husten.

Im Kakteenwald (mit den dicken Armen), auf einer Fläche ist unser Zeltplatz. Das Küchenzelt und Mannschaftszelt sind schon aufgebaut. Nach einer Stärkung baut jeder sein Zelt auf. Ab jetzt Handyloch! Gut so! Draußen wird es kühler, es windet. Wir essen Kräcker, Oliven dazu gibt es Pisco, Rotwein. Dann Gemüsesuppe, Geschnetzeltes mit Reis, gewürzt mit Curmuma und Zimt. Wer wollte Joghurt zum Nachtisch. Alles war sehr schön hergerichtet. Martin berichtet, dass er 2 Jahre ein Restaurant geführt hat! - Abwasch wird von uns erledigt. Heißes Wasser gibt es immer für die Sigg-Flasche. Zum einen als Bettflasche, gegen Morgen als Getränk. Man muss ja viel trinken!. Draussen war ein phantastischer Sternenhimmel. Die Milchstraße war so nah, das man sie fast anfassen konnte. Unglaublich, ich fühlte mich ganz klein. - Der Wind blies und rüttelte am Zelt, ein nicht ganz so schönes Hintergrundgeräusch.

 

Montag, 21.08.2006 Die Sonne scheint, der Wind ist weg und fast schon warm. Nach dem Frühstück (es gibt alles, was man will) Zeltabbau, jeder hilft jedem. Rainer hatte unter einem großen Felsblock biwakiert - er träumte von Pumas, die ihn angriffen! Sonst kam er aber wohlbehalten zum Frühstück. Beim Küchen- und Mannschaftszelt helfen wir alle mit. Wir fahren zurück über Parca, nach Pozo Almonte, um zu Tanken, Wasser zuholen, Brot einkaufen. Wir spazieren über den Markt, alles dürftig. Walter und Margret benutzen das Internet-Cafe. Mir geht es gut ohne Handy. Bin nicht zu erreichen. Alles ist so weit weg! In einer Fernfahrerkneipe gibt es typisch chilenisch einen Bohneneintopf mit Nudeln. Um 14.00 Uhr geht es auf einer neuen Straße (gebaut für den Bergbau) zum Salar del Huasco. Im Hintergrund die bolivianischen Anden/Grenze. Wir fuhren von 1800 Hm auf 3800 Hm. Wir richten unseren Zeltplatz auf einem uralten Aymara Platz ein, eingefriedet von Steinen. Jeder hilft jedem. Dann wandern wir in gleißendem Licht auf den Salar (Salzsee) zu. Es sind wenige Flamingos zu sehen. Wir arbeiten uns bis zum Rand vor. Die Flamingos fliegen weg, als wir nähe kommen. Es wird kalt, das Licht weicher, wir laufen zum Platz zurück.

Abendessen mit 3-Gänge-Menüe. Martin zeigt uns das Kreuz des Südens. Glücklich mit einer Sigg-Flasche versehen, verkriechen wir uns in unsere Zelte (mein neuer Schlafsack ist super).

 

Dienstag, 22.08.06 Nach Abwasch, Zeltabbau, gehen wir z. T. gemeinsam, später ich allein am Salar parallel zur Straße entlang. Die anderen wollen näher an die Alpaka-Herde heran kommen. Ich gehe alleine, genieße die Landschaft, sehe Gänse, Enten. 1,5 h laufe ich, bis ich die Autos sehe. Wir warten ewig, schließlich holen wir sie ab, die anderen schwatzen an einem Indiogehöft. Schade, sie durften rein, sich das anschauen. Wir fahren weiter ca. knapp 2 h bis Lirima auf 4100 m. Ein fast verlassenes Dorf. Das Dorf wurde vor 17 Jahren gebaut. Jetzt sind die Kinder groß und nur ein paar Alte leben dort noch. Wir schlafen in einer Gemeinschaftsunterkunft der Gemeinde, von Pinochet überall im Lande gebaut. Marianne und ich haben ein kleines Zimmer. Nach dem Mittagessen, laufen wir ca. 1,5 h bis zu den heißen Quellen von San Andres. Super, dort steht ein Umkleidehaus in der Pampa. Schnell ins Badezeug und ab in die 35°C warme Quelle. Super der Ausblick auf die 5000er rundherum. Da wir ja sonst kaum Wasser zum Waschen haben, genießen wir dieses Bad besonders! Haare waschen und schnell hinaus und umziehen. Wir werden vom Bus abgeholt. Marianne läuft. In dem Gemeinschaftshaus gibt es einen Gemeinschaftsraum, der als Küche ausgelegt ist, mit Tischen, Stühlen und ein paar Sesseln. Ein Ofen wird zum Heizen angemacht. Lichtquelle erfolgt durch eine Autobatterie! Abendessen. Draußen ist es kalt. Wir sind auf dem Altiplano! Um 21.00 Uhr geht es ins Bett. 2 x rauß - gut für die Akklimatisation. Mein Husten ist aber noch nicht weg!

 

Mittwoch, 23.08.06 Das Frühstück ist liebevoll angerichtet. Wir fahren ein Stück mit dem Bus und laufen dann in ein wunderschönes Tal. Wir folgen einem Flusslauf, mit einer Art von Hochmoor. Aussinterungen sehen wir, der schwefelhaltigen Quellen. Alpakas bzw Lamas laufen wild herum (gehören natürlich jemand). Unmerklich steigt das Tal an, Rainer hat starkes Kopfweh, Clauss schwächelt, mir geht es relativ gut. Wir sind auf der Pampa Lirima. Hier gibt es 5 endemische Pflanzen, die sonst nirgends vorkommen: Hartgras (LLareta), ein Baum (Quenua), der bis auf 5000 m wächst, aber klein; eine große Polsterpflanze (cha-cha-gama), die zur Selleriefamilie gehört, die aber eine Heilpflanze ist. Die Auswüchse werden gegen Höhenkrankheit verwendet. - Nach 3 h machen wir Mittagspause. Dann öffnet sich das Tal und wird lieblicher. Wir (ich) schnaufen einen Abhang hoch und weiter zu einem Plateau auf 4830 m, wo unser Auto auf uns wartet. Ergebnis: 700 hm/5 h. - Wir fahren noch zu dem Pass, wo man den Gimsa Chata (3Kerle), in Aymara Sprache, sehen kann.

Martin sagt: das ist der Piz Palü von Chile!! - Der Pass ist 5030 m hoch. Wir fahren dann zurück nach Lirima, kurz danach wieder zu den heißen Quellen. Agustin holt uns ab. Im Dorf wird uns die Kirche aufgeschlossen, die wir uns dann unter den wachsamen Augen von ein paar Kindern anschauen. Wir steigen auch auf den Turm. Wenn wir von einer Tour zurück kommen, gibt es immer Tee, Kaffee, Kekse o.ä.

Abendessen. - Rainer hat sehr starkes Kopfweh. Er bekommt zeitweise Sauerstoff, er sollte mal zur Abwechslung Paracetamol 500 nehmen. Morgens ging es ihm aber nicht wesentlich besser.

Ich brachte noch das Geld für unsere Unterkunft einer Aymarafrau ins Haus. Interessant. Sie hatte in dem dunklen Raum einen Altar mit den verrücktesten Dingen, unter anderm ein ausgestopftes Gürteltier (soll Glück bringen). Im Vorraum stand ein Moped. Sie holte noch Strickwaren aus dem Schlafzimmer, aber ich meinte ich habe keinen Platz im Gepäck.

 

Donnerstag 24.08.06 Um 6.00 Uhr aufstehen, gefrühstückt, aufgeräumt. Los geht es zum Pass. Rainer bleibt und hilft und fährt später mit Agustin in das nächste Camp, das etwas tiefer liegt. Clauss bleibt am Pass, er hat nicht so viel Kondition. Ich starte mit den anderen einen Geröllhang hoch, durchsetzt mit Steinen. Ich komme nicht gut mit. Sie meinten, ich müsste mehr und tiefer ausatmen! Auf 5340 m sage ich, dass ich umkehre. Der Pass ist nicht zu verfehlen. Gleichzeitig mit mir, kommt Clauss von der gegenüber liegenden Seite. Er ist dort ein Stück aufgestiegen. Wir schliefen etwas im Bus und gegen 13.30 tauchten die anderen auf. Sie hatten den Berg bestiegen (Marianne, Margret und Walter). - Wir fahren zu den heißen Quellen von EnQuere. Zu dritt schlagen wir bei starkem Wind die Zelte auf. Rainer hilft tatkräftig, ihm geht es sehr viel besser. Die Quellen sehen nicht sehr sauber aus. An den Felsen sonnen sich die Viscatschas (Pfeifhasen mit Ringelschwanz), nahe Verwandte der Chinchillas. Es gibt ein paar verlassene, verfallene Häuser. Abends windig und wieder sehen wir einen phantstischen Sternenhimmel. Nirgendwo sieht man so viele Sterne!!

 

Freitag 25.08.06 Ich atme schwer. Gestern erhielt ich von Walter Ibuprofen 600 mg. Der Husten will nicht weg gehen in dieser Höhe. Wir brechen das Zeltlager ab. Vom Camp laufen wir das Tal des Rio Aroma durch. Jede Biegung lässt uns eine neue Welt sehen. Es ist ein Canyon. Den Fluss überqueren wir unzählige mal. Tolle Gesteinsformationen sehen wir. Aussinterungen am Fluss, immer wieder neue Formen. Man könnte ständig anhalten und fotografieren. Es ist windig, der Wind kommt aber von hinten. Eine Klettereinlage: wir müssen an einem Wasserfall seitwärts abklettern: Drei Bilder. Wir sind 12-15 km unterwegs. Zum Schluss laufen wir auf eine Anhöhe. Walter und ich sind die letzten. Ich atme sehr schwer. Wir kommen zu den roten Felsen, an denen wir am Vortag vorbei gefahren sind. Wir fahren zu dem Teil des Flusses, wo er einen Salzsee bildet. An einem Gehöft war das Mannschaftszelt aufgebaut. Es windet aber sehr stark, wir müssen das Zelt fest halten. Auf einem Teller ist wunderschön Tunfischsalat hergerichtet. Unglaublich! 3 Stunden Fahrt über Dörfer, die ausgestorben wirken. An einem holen wir Wasser. In einem Laden kauft jeder irgend etwas. Ich erwerbe Handschuhe. In der Schule frägt Martin, ob wir was abgeben dürfen (meine Schulhefte, Radiergummi usw.). Ja, wir mussten uns hinsetzen und dann bekamen wir eine Tanzvorführung. Chilenische und bolivianische Tänze zeigen uns die Kinder, die hier von der 1. bis zur 6. Klasse unterrichtet werden. Für die letzten zwei Klassen müssen sie nach Iquique, wo sie in einem Heim oder bei Verwandten wohnen. Ein Lehrer unterrichtet Aymara und die einheimische Kultur (soll nicht aussterben). Die Kinder, die in Iquique ankommen, werden belächelt, für die meisten ist das Leben dort der Einstieg zur Prostitution oder einem Abstieg in ein anderes Leben!! - Wir geben meine Sachen ab, es ist spät und wir fahren noch 3 Stunden bis wir im Suire-National-Park ankommen. Unser Zeltplatz ist unterhalb des Cerro Rojo. Wir haben einen traumhaften Blick auf einen Salar. - Der Wind ist gnädig und wir stellen schnell unsere Zelte auf. Wir sammeln Holz für ein Lagerfeuer. Es wird kalt, es windet stark. Morgen soll es auf den Berg gehen. Da ich schwer atme sage ich definitiv ab, auch Clauss will nicht mit. Rainer hat wieder stärkere Kopfschmerzen. Wir sind auf 4400 m. Allein Marianne und Walter scheinen fit zu sein. Abendessen. Mit zwei! Sigg-Flaschen verschwinde ich in mein Zelt.

 

Samstag 26.08.06 Die Nacht war windig. Neue Situation. Rainer hat immer noch starke Kopfschmerzen, Margret hat eine dicke Backe (Zahnwurzelentzündung, nimmt Antibiotika). Marianne verzichtet auf den Gipfel. Wir fahren alle zum See, zur Thermalquelle Diese Quelle ist super. Ein kleiner See, je nach dem wo man sich aufhält 40-60 °C warm, am Grund schöner Schlamm. Wir waschen einige Sachen. Es wird auch abgewaschen. Später holen wir die Wassertanks und umfahren den Salar de Suire (Suire- bedeutet Strauß). Bei der Herfahrt sahen wir 4- 5 Stück, die schnell weg rannten. Das Auto hält bei schönen Stellen und wir fotografieren.

In der größten Borax-Mine der Welt holen wir Wasser. An dem See, wird Borax abgebaut. Zurück Essen, Schlafen, Ruhe tut mir gut. - Später suche ich noch ein paar Holzprügel für das Lagerfeuer. - Lagerfeuerromantik. Es gibt Würstchen und Brot, Glühwein. - Sternenhimmel, der Mond sehen wir liegend! Marianne ist mittags doch noch zum Gipfel unterwegs gewesen. 200 m vor dem Gipfel drehte sie um. Eine starke Frau! Sie fährt jeden Tag mit dem Mountain-Bike. Läuft nicht und macht auch sonst keinen Sport!

 

Sonntag 27.08.06 Frühstück, Abbau des Zeltplatzes. Bei mir geht alles langsam. Wir fahren weiter zum Lauca Nationalpark. Irgendwo sehen wir wieder Nadus. Vicuna-Herden ohne Ende. An heißen Quellen von (?) machen wir halt. Picknick. Wir wollen von hier aus ca. 2 Stunden laufen. Ich merke bald, dass es mir nicht gut geht. Ich bin langsam, atme schwer, kann mich nicht erholen, wenn ich anhalte. Ich bin die letzte. Martin sagt, da stimmt etwas nicht mit mir. Da ich weder Kopfweh noch appetitlos bin, dachte ich eigentlich nicht an eine Höhenkrankheit. Den Husten habe ich aber. Der Weg ist endlos, Martin nimmt meinen Rucksack ab. Endlich auf einer Anhöhe sehe ich den Parinacota diesen perfekten Vulkankegel. Das war ein Grund nach Chile zu reisen, weil ich ein Bild, von diesem Vulkan und dem Pomerape gesehen habe. Nach 3,5 h (nicht 2h) sind wir am Bus und an dem Lago Chungara. Der Berg spiegelt sich in der untergehenden Sonne. Enten sind im Wasser. Es ist eine tolle Landschaft.

Am Zeltplatz helfen mir die anderen das Zelt aufzubauen. Walter hört mich ab, weil Martin ein beginnendes Lungenödem vermutet. Er meint nichts zu hören. In der Nacht liege ich hoch, um besser atmen zu können, gegen Morgen höre ich ein Giemen auf der Lunge.

 

Montag 28.08.06 Walter hört mich ab. Er meint, es hat sich was verändert! Ich soll so schnell wie möglich in eine tiefere Gegend abfahren. Per Funk nimmt Martin Kontakt mit Azumit auf. Er hört, dass nicht weit weg 1 Bergführer mit einem deutschen Paar unterwegs ist. Luis fährt mich und mein Gepäck dort hin. Ich nehme von Walter ein Diamox (zum Wasser ausschwemmen). Später nehme ich noch eine. Wir treffen uns mit der kleinen Gruppe. Sie nehmen mich mit nach Arica. Uschi und Franz und Daniel(Führer) sind sehr nett. Mir geht es von Stunde zu Stunde besser, je tiefer wir kommen.Von 4600 m in 2,5 h auf Meereshöhe! Wir fahren an Landstrichen vorbei, wo viele Kandelabus-Kakteen stehen. Vor Arica fahren wir durch das fruchtbare Lluta-Tal. Hier sind riesige Geoglyphen, präkolumbianische Legesteinmuster oder Felseinritzungen. In Arica fahren wir zum Hotel El Plato. In 2 Tagen wollen die anderen auch hierher kommen. Nach duschen und umziehen fährt mich Daniel ins Krankenhaus. Er dolmetscht. Ein Röntgenbild wird angefertigt. Fieber gemessen, 2 x Blutdruck gemessen (hoch). Aber es sei ok. Keine Medikamente. Ich zahle ungefähr 60 € für das Bild. Zurück lade ich Daniel zum Essen ein. Daniel hat ausgehandelt, das ich für das Zimmer, den Preis den Azumit (Reiseagentur) zahl.

Daniel spricht mit mir nur englisch. Geht aber gut. Abends ruft Uschi an, und wir laufen in die Stadt herum, kaufen T-Shirts und gönnen uns einen Capuccino. Nachricht von Daniel, dass ich morgen mit Uschi und Franz an der Stadtrundfahrt um 10.00 Uhr teilnehmen kann. Super. Mir geht es sehr gut!!

 

Dienstag 29.08.06 Beim Frühstück treffe ich Uschi und Franz. Um 10.00 Uhr geht es los. Wir fahren zum Hügel El Morro. Man sieht auf ganz Arica. Hier stehen Kanonen, die Arica im Salpeterkrieg verteidigten. Wir fahren an den Geoglyphen vorbei und zu einem kleinen archäologischen Museum. Hier wird die Geschichte von Arica aufgezeigt. Ein deutsches Führungsbuch erleichterte das Verstehen. Zurück in Arica gingen wir zum Postamt. Mittagessen am Hafen. Seelöwen und Pelikane bevölkern den Hafen. - Wir fahren ein Stück die Küste entlang und sehen die Guanofelsen an. Im letzten Jahrhundert wurden chinesische Sklaven die 50 - 80m hohen Wände an Seilen hochgezogen. Dort mussten sie den Guano abhacken. Auch jetzt sitzen Kormorane und andere Vögel auf den Felsen. - Zurück verabschiede ich mich von den dreien. Es war super, dass ich so unkompliziert mit ihnen diesen Tag verbringen konnte. Abends bald ins Bett.

 

Mittwoch 30.08.06 Nacht war gut. Schnupfen noch etwas blutig. Nach dem Frühstück gehe ich in die Stadt. Kaufe einen Kuchen und gehe wieder ins Hotel, schlafen. Am Nachmittag - um 15.30 Uhr kommen sie müde und abgekämpft im Hotel an. Marianne, Rainer!, Agustin und Martin waren auf dem Guillatiri 6023 m! Super. 3 Bilder. Walter hatte Herzprobleme, Margret nahm Antibiotika wegen dem Zahn und Clauss hatte sowiso nicht die Kondition. - Um 17.00 Uhr treffen wir uns, um den Sonnenuntergang an den Guano-Felsen zu sehen. Zurück. Um 20.30 Uhr wollen wir in das beste Restaurant von Arica gehen. Das "Los Aleros de 21". Tatsächlich hier verkehrt die High Society von Arica. Alles sehr fein. Es gibt Seeaal, Kartoffeln mit einem gemischten Salat mit Avocado. Nach dem Essen übergab Clauss, Luis, Agusto und Martin unsere "Dollargabe". Sie lobten uns, wie sehr wir mitgeholfen hätten, vor allem beim Abwasch. Agusto, der immer mit Franzosen unterwegs ist, erzählte, dass Franzosen nie abwaschen würden. - Für uns gar kein Thema. Wir rissen uns fast darum, weil man warme und saubere Hände bekam!!

 

Donnerstag 31.08.2006 Wir fahren zum archäologischen Museum. Im Museumshof sind Petroglyphen (aus Stein) - Halt bei den Geoglyphen. In der Stadt wird gerade ein Brunnen eingeweiht. Wir sehen wie unzählige Schulklassen im Paradeschritt und mit ihren Schulkleidern vorbei marschieren. Besuch des El Morro Hügels. - Wir holen das Gepäck und fahren zum Flughafen. Wir verabschieden uns von unserem wunderbaren Fahrer Luis, der den Toyota-Bus so unheimlich geschickt über alle Pisten führte. Agustin, der Bergführer, der mal Deutsche kennen lernte und führte. Martin flog bis Calama mit (2 stops). Ich sah durch das Fenster nochmals den Parinacota, Pomerape und den Gullatiri. Der Flug war länger. Erst um 21.45 Uhr landeten wir in Santiago. Camillo holte uns wieder ab. Um 24.00 Uhr waren wir endlich im Bett.

 

Freitag 01.09.06 . Hochzeitstag. Schreibe Uli, er ruft dann noch an. Frühstück. Um 10.30 Uhr treffen wir uns in der Lobby, um zur Weinprobe zu fahren. Wir fahren zur "Santa Carolina", vor einem Jahrhundert war das Gut außerhalb der Stadt, jetzt mitten in der Stadt. Camillo erzählt uns über den Weinanbau. Früher war es schick ein paar Weinberge zu besitzen und einen eigenen Wein zu machen. Die Reben sind nicht gepfropft, sondern rein. Wurden nie von der Reblaus befallen. - Heute werden in riesigen Edelstahlbehältern mit 22 000 l Wein hergestellt. Unterschied von Rot- und Weißwein. Die Meische bleibt unterschiedlich lange drin. Je länger die Meische einwirkt, desto mehr Tenside, Farbstoffe aus Kernen und Schalen lösen sich heraus. Heute werden die Trauben nicht mehr gequetscht, sondern zum platzen gebracht. Das ist schonender.- Wir machen eine Weinprobe mit 3 verschiedenen Weinen.

Später werden wir in der Stadt abgesetzt. Im Künstlerviertel, in der Nähe des Hotels essen wir sehr fein. Wir kommen noch an den zwei Indianermärkten vorbei, wo wir noch manches kaufen und es geht zurück zum Hotel. Transfer zum Flughafen.

Wir fliegen zurück. Flug problemlos nach Madrid. Der Anschlussflug nach Frankfurt klappt auch. Im Bahnhof trinken wir noch etwas zusammen, dann gehen Marianne, Rainer und ich eigene Wege. Mein Zug nach Ulm kommt.

 

Ergebnis: Landschaftlich war Nord-Chile grandios. Unsere Gruppe hat sehr gut harmoniert. Es war einfach spitze, obwohl für mich das Bergsteigen nicht klappte. Egal, man kann keine Experimente mit der Höhenkrankheit eingehen. Da gibt es nichts als ab in niedrigere Höhen!


Bild 326

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