Bolivien-Reise
vom 2.-19.12.2010, mit "Bergerlebnis Toni Freudig" (www.freudig.de)
Infos über Bolivien: www.de.wikipedia.org/wiki/Bolivien
Zur 'nur Bilder' Seite Home
1.12. Anreise nach München, weiter mit der S-Bahn zum Flughafen, Treffen mit Toni, Anita und Klaus, mit IFL-Flughafentaxi nach Aitting (großer überdachter Parkplatz, um Autos abzustellen), Essen und Übernachtung in Aitting im gemütlichen Gasthaus. Schneechaos, heute sind rund 300 Flüge ausgefallen!
2.12. Pünktlich werden wir vom Taxi morgens abgeholt und zum Flughafen gefahren. - Es starten Flugzeuge!! Wir treffen einen weiteren Teil unserer Gruppe. Unser Flugzeug steht schon bereit. Können wir fliegen? Keine Anzeige "gecancelt"! Wir checken ein - keine Probleme mit unseren schweren Rucksäcken (die wichtigsten Sachen sind im Rucksack), unsere schweren Bergstiefel haben wir an und die "dicksten Klamotten". Mit 30 Minuten Verspätung startet unser Flugzeug nach Madrid (~2,30h). Um 11.40 Uhr sind wir dort und laufen bzw. fahren mit dem Zug zu unserem Gate. Dort treffen wir mit dem Rest unserer Gruppe zusammen.
Unser Weiterflug nach Lima startet ebenfalls mit 30 Minuten Verspätung, was aber egal ist. Nach ~12h fast ruhigem Flug (Einreiseformulare werden im Flugzeug zum Ausfüllen gereicht) landen wir in Lima. Unser Gepäck wurde doch nicht nach La Paz weitergeschickt, Toni bemerkte mehr zufällig unser Gepäck - sodass wir zuerst unser Gepäck abholten - durch Verhandlung mit dem dortigen Chef konnten wir aber das große Gepäck dort belassen! Ich zweifelte sehr, ob das klappen würde. Wir hatten ja hier in Lima einen Stop und erst morgen sollten wir nach La Paz weiterfliegen. - Nach Verhandlungen von Toni bestiegen wir ein Taxi, das uns in das Hotel "Continental" brachte, nicht weit von der Plaza Major. Es ist in der Zwischenzeit 22.00 Uhr. Bis wir unsere Zimmer hatten (immer die gleiche Prozedur: Pass wird kopiert, wir müssen einen Meldezettel ausfüllen), wir zogen auch noch um, weil die ersten Zimmer nur franz. Betten (eng) hatten, war es noch später. "Hunger"! - Eine Straße weiter landen wir im Schnellrestaurant. Um Überforderung des Personals zu vermeiden und unnötige Wartezeit zu verkürzen wird für alle das gleiche bestellt: gegrilltes 1/2 Huhn mit Pommes, unsere Vegetarierin muss sich mit Salat und Pommes begnügen. - Ja, Lateinamerika ist voll im Trend mit "Fast Food", das können wir auch in Bolivien feststellen.
3.12.
Ab drei Uhr kann ich nicht mehr schlafen. Um sieben sollte es Frühstück geben - kein Mensch vorhanden! Heike und ich sehen - es ist ja erst 6.00 Uhr!! Uhrumstellung - Zeitumstellung, manches geht halt schief! - Wir werden pünktlich vom Taxi abgeholt, umrunden die "Plaza de Armas" und fahren zum Flughafen - 31 Dollar Ausfuhrgebühr müssen wir bezahlen, rumhängen, bis der Flug nach La Paz geht. Ein Mann tauschte mit mir den Platz, so konnte ich neben Toni sitzen und den Blick aus dem Fenster genießen. Wir flogen schräg über den Titicacasee, leider waren die Cordilleren auf der anderen Seite. Wir sehen beim Anflug von La Paz den Huayna Potosi (6088 m) und den Illimani (6438 m, der zweithöchste Berg in Bolivien), die ja in der Nähe von La Paz sind. Wir landen in "El Alto" (~4000 m), der Neustadt, oberhalb des Talkessels von La Paz. Auf der Fahrt in die Stadt halten wir an dem Aussichtspunkt mit der Stele der "La Ciudad de Nuestra Senora de la Paz" - die Stadt unserer Jungfrau des Friedens. Ein gigantischer Blick erschließt uns das Häusermeer von LP. Backsteinbauten mit Betonpfeilern, die sich immer mehr bis an die oberen Hänge dieses Tales hinaufarbeiten. Die Hauptstraße "La Rambla" schlängelt sich 1km durch die Stadt. La Paz mit El Alto hat ca. 2,3 Millionen Einwohner. Sucre ist zwar immer noch die Hauptstadt von Bolivien, aber alle wichtigen Regierungsfunktionen werden mittlerweile in LP ausgeführt, und gleichzeitig ist hier der Regierungssitz.
Im "El Dorado", unserem Hotel, wieder die gleich Prozedur der Anmeldung. Es ist heiß, rund 25°C, da hier momentan Sommer ist! - Unser erster Gang führt uns zur barocken Kirche "San Francisco", einer der schönsten Kirchen in LP. Wundervoll geschnitzte Altäre aus Zedernholz mit Gold sind beeindruckend. Die "Heilige der Cobacabana" wird überall in Bolivien besonders verehrt. Ihr Altar war mit sehr vielen Blumen geschmückt. Die reich verzierte Fassade wurde von indigenen Steinmetzen geschaffen und zeigt Vögel, Blumen und Früchte (Mestizenbarock genannt). - Erst nach mehreren Anläufen können wir unser erstes Geld umtauschen. - Um 18.00 Uhr treffen wir uns mit Toni. Hinter einer unscheinbaren Fassade versteckt sich ein gutes Restaurant. Wir bestellen Kürbissuppe, Spieße, Bier (Pazena - deutsch gebrautes Bier!), Wasser. Ich lade zum Pisco (Cocktail) ein! - Wir versuchen zur Höhenanpassung so viel wie möglich zu trinken. Jeder hat unterwegs 2L Wasser dabei, dazu morgens Tee, Kaffee, Bier, Cola und Suppe. Alles ist recht, um so viel wie möglich zu trinken, was natürlich zu gewissen Problemen führt, wenn man unterwegs ist! - Egal - da muss jeder durch! Hier schlägt jetzt die Zeitverschiebung zu, wir sind alle "hundemüde". Nach dem Essen besprechen wir noch die Pläne der nächsten Tage und alle verschwinden dann schnell ins Bett.
4.12. Geschlafen habe ich in Etappen. Frühstück, um 9.00 Uhr soll es losgehen. Mit Bernhard bin ich die Rambla hinunter gelaufen, wir haben einen Bogen nach links gemacht, sind an Sportstätten vorbei gekommen. Hier hatten wir einen guten Blick auf die Hochhäuser, die Häuser, die an den Hängen empor wachsen. Je höher gebaut wird, desto ärmer sind die Leute! Wer sich es leisten kann, wohnt so tief wie möglich (wärmer, weniger Wind). Es ist sonnig, warm. - Zurück erfahren wir eine Überraschung. Toni hat sich von der Agentur getrennt, die er bis jetzt hatte, weil für alles mehr verlangt wurde!! Er hat jetzt eine neue Agentur, die aber Zeit braucht, alles zu organisieren. Deshalb fahren wir heute zu "der" Ausgrabungstätte von ganz Bolivien - nach Tiahuanaco - kurz Tiwanaku! - Mein Wunsch geht doch in Erfüllung! War nicht im Programm vorgesehen! - Trallala!! Die Tiwanaku-Kultur wird auf den Zeitraum von 100 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung datiert (also 1000 Jahre älter als die Inkas!), die Tempel und Stelen sind aber ca. 700 bis 1000 n. Ch. datiert. Um 1200 n. Chr. ging die Kultur unter, weil El Nino 50 - 60 Jahre nur Regen schickte (ca. zur gleichen Zeit geht die Maya-Kultur in Mittelamerika ebenfalls wegen El Nino unter). Leider wurde diese Stätte schon von den Spaniern zum Bau der Kirchen geplündert und vieles, was heute rekonstruiert wurde, erscheint sehr fraglich. Die hohe Kunst der Steinbearbeitung wurde wahrscheinlich von den Inkas übernommen. Auch der Schöpfergott "Wiracocha" der Inkas könnte u.U. eben von den Inkas auf dem Intipunku, dem Sonnentor, dargestellt sein. Näheres über Tiwanaku im Internet (www.indianer-welt.de oder andere Seiten).
Unser Auto quält sich durch den Verkehr bis wir auf der Rambla sind, Richtung El Alto - dann geht es weiter Richtung Titicacasee (auf Wunsch von Anita sehen wir diesen auch noch, ein paar Tage später). In El Alto sehen wir Tanzgruppen auf der anderen Straßenseite. Wir können sie gut fotografieren, da an den Ampeln gewartet werden muss. Irgend ein politisches Thema wird dargestellt! - Ich sehe die erste Werbung mit indigenen Personen! - sonst sind immer Weise dargestellt, die Werbung machen - ein Umdenken lässt sich hier feststellen! - Nach El Alto geht die Landschaft sehr schnell in bäuerliches Land über mit einzelnen Gehöften und Lama Herden sind überall zu sehen, halt typisch "Altiplano". Wir bewegen uns auf 4 - 4200 m Höhe. Carlos, unser Reiseleiter, erzählt uns mit sehr gutem Englisch die Geschichte von LP, dazwischen gibt es Musik. Nach rund 3h Fahrt beschließen wir in Tiwanaku zuerst etwas zu essen. Ist ja schon 14.00 Uhr. Vor dem Museum ist ein kleines Restaurant, aber nein, man fährt erst ein Runde durchs Dorf, weil es dort auch etwas geben könnte, aber wir landen dann doch in dem Restaurant am Museum. Dort wird eine kleine Hochzeitsgesellschaft verköstigt. Im Dezember heiraten viele Bolivianer, da es ja Sommer ist. Bestreut sind die Brautleute mit weißem Konfetti. So sehr glücklich sieht Braut und Bräutigam aber nicht aus (wer weis?). - Es gibt Quinua Suppe mit Gemüse und hinterher Lama Braten mit Reis und Gemüse. Das Lama war etwas zäh. Carlos bemüht sich grandios und hilft beim bestellen und bedienen. - Endlich geht es in das Museum, jetzt erst ist Carlos in seinem Element. Ich fühle, das ist hier sein Leben. Ich frage ihn, was er von Beruf sei. Erst nach dem zweiten Mal antwortet er mir so, er habe Geschichte gelehrt! Und zögernd meinte er, er habe ein Buch über Tiwanaku und die Geschichte Boliviens geschrieben. Später wird er von einem anderen jungen Guide, als den "ältesten Guide" mit beinahe 30 Jahren bezeichnet. Mir sagte er dann, dass er bei allen Ausgrabungen dabei war und es bald weiter gehen soll.
Jetzt finde ich folgendes im "Reise Know How: Der Halbunterirdische Tempel wurde 1960 vom bolivianischen Archäologen Carlos Ponce Sangines ausgegraben und bis 1964 rekonstruiert! - Da nach meinen Nachforschungen dieser Professor, der bis 1950 das Museum leitete, 2005 mit 79 Jahren verstarb, muss "unser Carlos" ein Verwandter sein. Ein Bild von dem Professor zeigt große Ähnlichkeit mit unserem Carlos. Auch sprach er ein sehr gutes Englisch, mit dem er uns die Geschichten erzählte. Er wirkte auf uns "arm", weil er teilweise zerrissene Kleidung an hatte. - Ja Kleider sind nicht alles. - Er sprühte vor Wissen - energisch wusste er uns zu lenken, wo wir genau stehen müssen, um etwas genau zu sehen! Grandios. - Genau solche einzig artigen Menschen zu begegnen, das ist eine Reise wert!
Im Museum, extra in einem Innenhof, steht die große Stele der "Pachamama". Angeleuchtet und geheimnisvoll wirkt diese Figur, die tausende, millionen Menschen vielleicht anbeteten. Noch heute wird der "Erdmutter" der erste Schluck des Getränks auf den Boden gegossen, zu Ehren der "Erdmutter" geopfert. Für "Glück" werden beim Häuserbau an allen Ecken des Hauses Lama Foeten in der Erde vergraben und das, trotz Katholizismus! Eine Vermischung der Religionen hat hier Bestand.
In Areal I ist die Pyramide fast noch bedeckt. Aufgebaut ist sie folgendermaßen: die Ecken stellen die drei Ebenen dar, an die die Leute damals glaubten: der mystischen, der religiösen und der ???? Oben auf der Pyramide war eine Vertiefung, die mit Wasser gefüllt war, ein Spiegel für die Sternbilder "Kreuz des Südens" und des "Lamas". - Teil II der Ausgrabungen: es besteht aus einem Viereck, ein "Halbunterirdischer Tempel", der erst 1960 freigelegt wurde. Steht man hier an der richtigen Stelle, die uns Carlos zeigte, so trifft hier die Sonne an den Daten 21. Sept. und 21. Mai genau in die Mitte des Tores der Kalassasaya! Hinter der Tür steht eine Stele mit der ältesten Darstellung der "Meditationsgeste": linke Hand auf dem Sonnengeflecht liegend, rechte Hand auf dem Herz liegend (evtl. von den Polynesiern oder??). In dem "Halbunterirdischen Tempel sind 160 verschiedene Kopfdarstellungen (Vielfalt der Völker aus Stein), die Mauern sind so fein gearbeitet, dass in den Ritzen kein Papier hineingesteckt werden kann. - Das berühmte "Sonnentor" ist relativ klein. Bemerkenswert ist das Flachrelief im Fries, das entweder den Sonnengott oder den Schöpfergott Wiracocha darstellt. Seinem Kopf entspringen mehrere Strahlen mit kleinen Pumaköpfen, Tränen laufen als Symbole der Fruchtbarkeit - oder des Redens - über das Gesicht. Die gesamte Gestalt wird von 48 kleinen Figuren mit Flügeln im Profil eingerahmt, die für Spekulationen sorgen. Siehe genaueres in den Führern: Peru - Bolivien - Reise Know-How oder von Dumont - Richtig Reisen - Peru - Bolivien - oder natürlich Internet.
Wir schauen uns noch den III. Teil der Ausgrabung an. Durcheinander gewürfelte Steine, die aus ganz hartem Stein sind, mit Kerben für große Eisenteile. Wie konnten damals die Menschen mit welchen Handwerkzeugen diese Steine so akkurat behauen? Bis heute nicht geklärt, da die damaligen Werkzeuge für diese gar nicht geeignet waren! Auch die Darstellungen des heutigen "Kreuzes" wurde dort gefunden (andere Bedeutung).
Der Himmel war dunkel, wir fuhren zurück nach LP. An der Plaza Murillo (nach dem 1. Freiheitskämpfer Don Pedro Domingo Murillo) warten wir an der Kathedrale, dass sie öffnet. Es ist windig, kalt und wir beschließen ein anderes Mal die Kirche anzuschauen. - Wir schnaufen die Straße hoch und gehen in ein Restaurant. Bald beginnt es sehr heftig zu regnen und es windet stark. - Zurück - mehrere von uns haben Kopfweh, ich auch und gehe bald ins Bett (Kopfwehtablette).
Sonntag 5.12. - Kopfweh weg, Wetter gut - fast sonnig. Heute findet die Mountain-Bike-Tour 'Biking The Death Road' in die Yungas statt. Ca. 61 km ist diese Tour lang, 3250 m geht es bergab, zuerst auf der Asphaltstraße, dann auf der geschotterten Straße bis Coroico. Früher war diese geschotterte, einbahnige Straße die einzige Verbindung von LP in den Amazonas - dem Früchte -, und Gemüseanbaugebiet. Um 8.00 Uhr werden wir pünktlich von einem Auto von "Dinotours" mit Mountainbikes auf dem Dach abgeholt. Wir fahren aus der Stadt bis hoch zum La Cumbre Pass 4615m! Es ist neblig, kalt, hier oben war der Regen, der gestern fiel, als Schnee gefallen! Die Mountainbikes werden von zwei Guides abgeladen und wir präparieren uns mit Helm, Überhose, Arm und Knieschützer. Nach der Einweisung und einem Gruppenfoto geht es um ca. 9.15 Uhr los! 27 km Asphalt mit Gegenverkehr. Es werden immer die Pausen bzw. Stops angekündigt. Dort wird gehalten, ob alles ok ist, Fotos gemacht. Nach 5 Minuten der erste Stop. Spektakuläre Aussichten eröffnen sich uns auf den weiteren Verlauf der Straße. Nebel wallt an den Berghängen. Wir fahren weiter, an der Kontrollstelle für Kokain steigen wir brav ab und laufen durch die Kontrolle. Weiter geht es, Haltepunkt an einer Häuseransiedlung. Unsere Bikes werden aufgeladen und in der Zwischenzeit erhalten wir was zum Trinken und Essen. Wir fahren ein Stück mit dem Auto. An der Abzweigung in die südlichen Yungas, die neue Straße geht weiter nach Coroico, zweigen wir ab auf die alte Schotterstraße (Todesstraße, weil viele Unfälle passieren! - Einspurig, oft neblig, Abgründe!). Wir steigen wieder auf unsere Bikes und los. Zwischendrin werden wir von einem Guide gefilmt. Immer wieder halten wir an, weil es einfach phantastisch ist. Es gibt auch Esspausen. Es wird wärmer und immer mehr entblättern wir uns. Oben am Pass war es kalt, hier wird die tropische Hitze immer stärker. Von überhängenden Wänden tropft es, Farne wachsen - weiter - die Arme tun mir schon weh von dem Schütteln - auf 1300 m geht es nochmals 20 Minuten weiter bis zur ausgebauten neuen Straße. Hier endet diese grandiose Tour nach 4 Stunden und 15 Minuten, 61,5 km und 3300 Hm Abfahrt nach GPS-Daten. Es hat sich wirklich gelohnt.
- Wir steigen in den Bus nach einem kühlen Cerveza und fahren nach Coroico. Da es Sonntag ist, sind viele Leute auf der Plaza. Wir fahren zum Hotel "Bella Vista" mit Ausblick auf die Yungas. Wir drei Frauen haben ein witziges 3er Zimmer mit Hühnerleiter. 1 Bett steht unten und zwei auf der oberen Etage. - Wir legen unsere Sachen ab und kurze Zeit später laufen wir zur Plaza und landen in der deutschen "Backstube". Es gibt Kaffe und Kuchen! Sehr gut. Nach und nach treffen alle Leute ein, Toni bestelle sie her, weil wir hier endlich in entspannter Atmosphäre eine Vorstellungsrunde machen. Jeder stellt sich vor, was er so macht und was auch bergsteigerisch wir so drauf haben. Also jeder stellt sich vor - es ist interessant, was jeder so macht und wo er schon in der Welt herum gekommen ist. - Anschließend geht es zum "Fondue"-Essen in ein Lokal. War ausgezeichnet. Unsere Vegetarier, oder die, die halt auch Käsefondue mögen, laben sich dort. Wir anderen essen Fleischfondue. Zum Nachtisch gab es Bananenpfannkuchen! Genial. Draußen stehen wir noch ewig an der Plaza und unterhalten uns. Es ist warm, wir besuchen noch die Kirche und zurück im Hotel werden wir (unser 3er Zimmer) von der gegenüberliegenden "Disco" doch mehr oder weniger beschallt. Punkt 23.00 Uhr beginnt der große Regen mit Blitz und Donner und schlagartig ist die Disco aus. Wir können endlich schlafen.
6.12. Um 8.00 Uhr sollte es Frühstück geben, aber weit und breit war niemand in Sicht. Irgendwann kam ein junges Mädchen. Toni versuchte durch telefonieren mit dem Besitzer heraus zu bekommen, was los ist. Wir waren hungrig, entdeckten das mehrstöckige Haus mit dem phantastischen Blick auf die Yungas. So um 9.00 Uhr tat sich was. Georg und ich wurden von einem Mädchen gefragt, was wir wollten: Kaffee oder Tee. Tatsächlich jetzt kam endlich was in Gang! - Wir fahren mit dem Auto in die Yungas und halten dann an einer Koka-Plantage, die günstig neben der Schotterstraße liegt. Siehe Bilder. Hier in Bolivien ist der Kokaanbau nicht verboten. Die Bauern verdienen wesentlich mehr davon, als mit Gemüse und Obst! Ein kleiner Teil wird für Tee und medizinische Produkte verwendet. Die Kokablätter gibt es auch überall für den "Hausgebrauch". Die Blätter, gekaut mit Kalk, soll gegen Müdigkeit, Höhenkrankheit und Schmerzen wirken. - Die schlimmere Variante ist natürlich das Konzentrat, aus dem Kokain zum Rauchen gewonnen wird und weltweit durch die Kokamaffia geschmuggelt wird. Thema beendet, da brauchen wir uns nicht weiter darüber unterhalten.
Zurück, an einem Wasserfall machen wir Mittag. Eine bolivianische Familie hat "Waschtag" und breitet dann die Wäsche über die Büsche zum trocknen aus. Es ist sehr warm. - Zurück zum Hotel, wir holen die Rucksäcke und wir fahren wieder über den La Cumbre Pass zurück nach La Paz. Unterwegs sehen wir aus anderer Sicht wieder unsere Radl-Strecke. Super! In La Paz halten wir am "Colegio Ave Maria". Es ist die größte private Schule am Ort. Sie wurde von einer Deutschen Ordensschwester gegründet und wird noch heute von der Abtei Seligenthal in Landshut aus Deutschland unterstützt. Eine ehemalige Kollegin von Heike hat nach einem Sabbatjahr hier an der Schule ihre Zelte in Deutschland abgebrochen und leitet seit einigen Jahren das Jungeninternat. - Zufällig kommt sie aus dem Haus und kurz berichtet sie uns über das Colegio. Es sind gerade Ferien und keine Schüler da. Wir machen aus, dass wir sie nochmals am Ende unserer Reise besuchen. - Zurück im Hotel holen wir unser Gepäck und ziehen in das Naira Hotel, in der Straße neben der San Franziskus Kirche. Jetzt regnet es wieder. Anschließend statten wir Dinotours einen Besuch ab, wir erhalten alle ein T-Shirt. Dann geht es zum Pizza-Essen. Hier sind wir im "Touristen-Viertel", wo die ganzen Läden beheimatet sind, um landestypische Mitbringsel zu kaufen.
7.12. Heute fahren wir zum früheren höchsten Skigebiet der Welt, zum Chacaltaya 5350m. Jetzt ist fast kein Schnee bzw. Gletscher mehr vorhanden, die Lifte gehen nicht mehr! Erderwärmung lässt grüßen. Man kann bis zur Hütte des Club Andino Boliviano (5150 m) mit dem Auto fahren. Unterwegs halten wir bei einer Aussichtsstelle. Eine Bolivianerin hütet ihre Lamas und sie lässt sich gerne fotografieren. Während sie auf ihre Herde aufpasst spinnt sie Lama Wolle nach alter Tradition mit der Spindel. Der Bus schraubt sich auf der Schotterstraße hoch und wir sehen ab ca. 4800 m Jogger. Wir passieren den Trainer, der mit Wasser und Stoppuhr seine Sportler ermutigt. Hier trainiert wohl die Bolivianische Mannschaft! Am Parkplatz machen wir uns fertig und wir laufen gemütlich die letzten 150 m bis zum Gipfel hoch. Auch hier überholen uns die Jogger. Oben gibt es ein Foto mit unseren kleinen Nikoläusen, die wir heute früh von Heike erhalten haben! Von hier aus kann man in der Ferne den Titicacasee sehen. Da es uns allen gut geht, laufen wir noch auf die zwei anderen Gipfel mit gleicher Höhe. Zurück machen wir Pause in dem Clubhaus.
Da es erst 13.30 Uhr ist, schlägt Toni vor, noch zum Titicacasee zu fahren. Und los geht's. Es ist bedeckt und wir halten an einem kleinen Museum von Pablo Estaban, einer der Bootsbauer, jetzt 79 Jahre alt, der für Thor Heyadahl eines der Schilfboote baute. Alte Fotografien bezeugen dies eindrucksvoll. Ich kaufe eine Karte und er unterschreibt. Wieder ein "Zeitzeuge", der sicherlich nicht mehr solange lebt. Kinder, wahrscheinlich Enkel, bieten uns Lamas und Schilfboote zum Kauf an. Inder Zwischenzeit wird ein Motorboot startklar gemacht, und wir machen eine 1/2 stündige Bootsfahrt auf dem Titicacasee. Zurück nach La Paz.
Umpacken, wir fahren für drei Tage in das Condoriri (Kondor) Gebiet, um unsere Akklimatisationstouren zu machen.
8.12. Condoriri 1. Das Frühstück im Naira ist gut. Frisches Obst, Müsli, Brot, Marmelade, Rührei, frisch gepresster Saft, Kaffee, Tee so viel wie man mag. Super. - Bis wir abfahren ist noch Zeit. Ich besuche die Kirche. Bolivianer kommen und gehen, beten - eine Selbstverständlichkeit vor der Arbeit. - Es geht los, wir fahren aus LP mit den üblichen Staus in das Condoriri Gebiet (65 km). Es wird immer einsamer und am Ende eines Tales hält der Bus bei Tuni. Alles wird ausgeladen. Unsere Packesel sind in größerer Zahl schon da. In unserem Bus fuhren ein Guide und zwei Köche mit. Diese Köche packten jetzt das Essen aus. Ein Tisch wurde aufgestellt und es gab Mittagessen. Schnitzel vom Hähnchen mit Reis und Tomaten, zum Nachtisch Papaya. - Wir machen uns fertig und es geht moderat los. Der Wind hat aufgefrischt. Nach 3 1/2 Stunden sind wir am Ayoricota Pass, und laufen kurz auf den Waychonere-Gipfel 4900m. Dann geht es abwärts. Die Packesel haben uns schon vor dem Pass überholt. Als wir dann auf den See schauen, an dem unser Camp liegt, sind schon ein paar Zelte aufgebaut. Kurz vor dem Camp muss noch ein Bach "übersprungen" werden, als letztes Hindernis. In einem alten Bauernhaus ist ein größerer Raum mit einem Tisch, nebenan ein Raum als Küche. Es ist sowas wie ein Schutzhaus vom Club Andino Boliviano. Es gibt Tee und Kekse. Wir richten uns in unseren Zelten ein und später gibt es Essen. Gemüsesuppe, Spagetti mit Fleischsoße, warme Bananen. Dazu gibt es immer vieeel Tee. Alle gehen in den warmen Schlafsack. - Wachschlaf - irgendwann muss man raus - leider war es bewölkt - keine Sterne waren zu sehen. In der Nacht hatte es irgendwann gegraupelt.
9.12. Condoriri 2. Aufstehen, packen, fotografieren, Frühstück. Wir laufen um den Juricota See, ich schnaufe ganz ordentlich, mein Puls geht hoch. Auch Raimund geht es ähnlich. Raoul, unser 2. Bergführer, läuft mit uns zum Schluss. Langsam - es eilt ja nicht. Es wird immer wieder auf alle gewartet. - Heute hatte ich die steigeisenfesten Schuhe an und probierte den Tipp von Rocksports aus. Zuerst hatte ich ganz enge feine Merinosocken angezogen, darüber Plastiktüten (Gefrierbeutel 6 L) und dann die dicken Merinosocken darüber gezogen. Es soll verhindern, dass die Socken reiben und sich Blasen bilden. - Mühsam geht es die Moräne hoch, eine kleine Kletterstelle (kein Problem) lässt uns immer höher kommen. Es ist teils warm, teils fegt ein eisiger Wind herab. Endlich kommen wir zu der Abzweigung, wo es zum Gipfel geht - Condoriri Pass. Hier deponieren wir unsere Rucksäcke und die letzten 150m bis zum Gipfel schaffen wir auch noch. Der Pico Austria mit 5300m ist nach 4h Aufstieg erreicht. Mein Puls ist hoch, der Herzschlag ebenfalls! Pause am Gipfel und wir haben einen tollen Blick auf das 3 gipflige Condoriri Massiv (Kondor). Hinunter zum Rucksackdepot geht es natürlich schnell. Ab jetzt ist der Weg mistig (ich hasse dieses kleingeschotterte, schmierige Gemisch!) aber irgendwann sehen wir den nächsten See und die gelben Zelte leuchteten uns entgegen. Der Lagerplatz liegt auf 4660 m. Wir richten uns in unseren Zelten ein, jetzt fängt es an zu regnen und zu graupeln. In der Hütte gibt es Tee. Ich bekomme Nasenbluten. - Abends gibt es Suppe wie immer (aber gut) Reis mit Linsenburger (keiner isst viel - schmeckt auch nicht!). Wieder gehen die meisten bald ins Zelt. Ich habe Kopfweh und nehme eine Aspirin. Viele haben durch die trockene Luft trockene Lippen und Nasen - da hilft nur einschmieren.
10.12. Condoriri 3. Aufstehen, packen, fotografieren, frühstücken. Da mein Puls hoch ist, meint Toni ich soll mal vorausgehen bis zu der Steilstufe bei den zwei Lamas. Langsam gehe ich hoch, bei den Lamas bleibe ich und genieße die Landschaft, friedlich grasen die Lamas um mich herum, der Condoriri Gipfel zeigt sich in seiner Größe und Schönheit. Ich beschließe mit den anderen noch ein Stück höher zu steigen und dann umzukehren. Ich vermute meine Blutdrucktabletten verhindern, dass sich mein Herzschlag richtig anpassen kann. Ab dieser Höhe werde ich immer langsamer, da ich immer mehr atmen muss und es geht nicht schneller. - Ich drehe also um, und kehre zu Heike und Raimund zurück, die ebenfalls, aber andere Probleme haben. Unten warteten wir bis unsere Mannschaft alles abgebaut hatte, wir halfen auch dabei. Die Gepäckstücke wurden gewogen und auf die Esel verteilt. Wir liefen dann schon mal das Tal entlang. Einsamkeit, gelegentlich kamen wir an Gehöfte vorbei, Lamas grasten und wir genossen auch unseren Weg der Stille und die einsame Landschaft. Am Stausee hielten wir Rast. Raimund erkundete den weiteren Weg, da die Packesel schon längst an uns vorbei gezogen waren. Über einen Hügel abwärts waren dann unsere Esel mit unseren Leuten. Wir machten Pause und keine 30 Minuten später tauchten unsere Mirador-Besteiger (5200m) auf. Wir essen was und warten auf unseren Bus. Am Horizont wird es immer dunkler und Blitz und Donner lässt grüßen. Wir werden aber Gott sei Dank verschont. Endlich kommt der Bus und nimmt uns zurück nach La Paz, wo wir um 17.00 Uhr eintreffen. Duschen, umpacken. Wir laufen nur zwei Straßen weiter hoch zum Lokal Leica (wir schnaufen, als ob wir nie weg gewesen wären!). Bald beginnt es sehr heftig zu regnen, es trommelt so laut auf das Blechdach, dass man kaum das eigene Wort hört. Es gibt kaltes Buffet mit Käse, Salate, Oliven usw., Gemüsesuppe, sehr gute Forellen und Pasta. Da das Restaurant von einem Bolivianer geführt wird, der 10 Jahre in Berlin lebte, kann man allem trauen. Es begrüßte uns auch Senor Huari - Toni kennt ihn schon länger. Der absolute "gag" kam zum Schluss. Senor Huari lud uns zu einem Schnaps ein. "Schlangenschnaps". Bedeckt mit einem Tuch wird eine große Flasche auf den Tisch gestellt, das Tuch entfernt - tatsächlich eine eingelegte Schlange! Dann wird daraus ausgeschenkt! Ich bevorzugte dann aber doch einen Anisschnaps. - Zurück - mehrere von uns haben Kopfweh, ich auch - bald ins Bett.
11.12. Nach dem Frühstück steigen wir um 8.30 Uhr in den Bus, der uns nach Sajama, Parque Nacional Sajama, bringen soll. Nach Stunden taucht der Sajama, höchste Berg Boliviens mit 6542m auf. Ein gigantischer Berg gepanzert (immer) noch mit Eis. Die "fast" Autobahn, die nach Chile führt verlassen wir nun und die 11 km Schotterpiste nach dem Dorf Sajama ist eine Herausforderung für jedes Auto. Wir beziehen nette Häuschen mit dem Blick auf die Zwillings-Vulkane Pomerape und Parinacota. Wir packen um für das Hochlager am Acotango, dem ersten 6000er. Zwei Jeeps stehen bereit. Ich fahre nur mit und will im Lager übernachten. Wir fahren 2h auf einer Schotterpiste und schrauben uns immer höher bis auf 5050m. Die Landschaft ist schön, weiter oben wachsen Quinua Büschen und hier gedeihen auch die Charetas (Polstergebilde, die 1 mm pro Jahr wachsen/Heilpflanze). Die Piste ginge noch weiter, denn der Weg ist ein Weg einer Mienengesellschaft (wie so oft, sonst gäbe es ja keinen Grund! Es wird ausgeladen und die Zelte aufgestellt. Der Wind frischte unangenehm auf. Wir holten Steine, um die Zelte zu beschweren. Unsere Gruppe stieg noch 200 Hm auf, ich stieg die halbe Strecke und schwer atmend kehrte ich um. Im spartanischen Zelt wurde Abend gegessen: Hähnchen-Schnitzel mit Kartoffelbrei und Fruchtsalat. Das rutscht gut in dieser Höhe. Alle verziehen sich in den warmen Schlafsack, denn die Gipfelaspiranten müssen schon um 3.00 Uhr los. Gut schlafen kann wohl keiner. Erst als alle weg sind, falle ich in tieferen Schlaf.
12.12.Ich schaue aus dem Zelt um 7.00 Uhr. Nebel! Kurzes Frühstück und ich verziehe mich wieder in den Schlafsack. 10.30 Uhr scheint die Sonne auf das Zelt und bald kommen die Ersten ins Lager zurück. Sie sind fertig, es war stürmisch und neblig. Kein Ausblick. Schade, für die gewaltige Anstrengung! - Zeltabbau, die Jeeps tauchen auf und es geht zurück nach Sajama. Kurze Pause mit Tee, Kaffee und Keksen. Wir beschließen noch zu den warmen Quellen zu fahren. Gesagt, getan. Den Herren der Schöpfung gefiel es besonders gut im warmen Wasser. Sie waren kaum zu bewegen heraus zu kommen - siehe Bild! Zurück - es beginnt wieder zu regnen. Jeder macht was er will bis zum Abendessen (der Schlafsack lockte!). Erbsensuppe, Rinderschnitzel mit Pommes gibt es heute, dazu wer will Senf, Majo oder Ketchup, weil es nie eine Soße gab. Bier, Cola, Wein kann man hier auch kaufen. Wir sind hier immer in dem großen Aufenthaltsraum, der mit Telefonzellen und einem kleinen Laden ausgestattet ist, - und eben Tische zum Essen. Wir erhalten das Essen von unseren Köchen, man kann hier aber auch Essen bestellen. Unsere Gruppe ist vom langen Tag sehr müde und alle verschwinden schnell in die Schlafstatt.
13.12. Heute machen wir einen Ausflug über die Grenze nach Chile. Toni erkundet den Pomerape mit dem zweiten Bergführer. Der Bus wartet schon und wir werden wieder erstmal die 11 km von Sajama bis zur Hauptstraße durchgeschüttelt. Bis zur Grenze sind es nur 15 Minuten. Tanklaster an Tanklaster reihten sich auf. Ein toller Blick haben wir auf den Acotango und den frisch verschneiten Guillatirie mit kleiner Rauchfahne (beides 6000er). Wir fahren vor zum Grenzhaus und unser Fahrer verschwindet mit Papieren. Wir sollen 3/4 Stunde warten. Wir bekommen mit, dass die Grenzer streiken "paro". Wir haben einen guten Blick auf den Parinacota - leider sind die Ausläufer des Chungara Sees ziemlich vertrocknet! Geduld - wir müssen drei Formulare ausfüllen zur Einreise nach Chile - am Schalter "paro" - und "paciencia" - Streik und Geduld! Wir sollen in 1/2 Stunde wieder kommen. Kurz - es dauerte - irgendwann kamen wir dran, die Rucksäcke wurden durchsucht und wir waren durch! Uff! 11.45 Uhr! Wir fuhren zum Hauptteil des Chungara Sees und fotografierten. Ich hatte alles anders in Erinnerung von 2008. Allerdings war da August, also noch Winter. Der See gefüllt und mehr Schnee auf den Vulkanen. Wir hielten mehrere Male zum fotografieren. Es ist eine unwirtliche Mondlandschaft. Im Dorf Parinacota hielten wir am Hauptplatz. Ein kleiner Laden war geöffnet, aber das Mädchen verschwand auf nimmer wiedersehen! Wir liefen zu einem Aussichtspunkt mit tollem Blick auf die beiden Vulkane. Im Dorf war in der Zwischenzeit die Kirche geöffnet worden. Eine hübsche Kirche zeigte sich uns aus dem 12. Jahrhundert mit einem Holzdachstuhl und Gras bedeckt. Da es hier kein Restaurant gab wollten wir weiter. Unterwegs hielten wir lange, da eine ganze Menge an Guanakos und Lamas dort grasten. Jeder hatte ja schon so viele Bilder von diesen hübschen Tieren, aber man kann nie genug bekommen - es könnte ja noch ein besseres Bild geben. Im nächsten Dorf gab es auch nichts, die zwei Restaurants waren zu.
Also zurück über die Grenze. Dort holten wir uns in den Läden etwas zu trinken. Unser Fahrer erzählte uns, dass er in der Nähe in einem Dorf wohnt. Georg meinte, wir sollten uns das anschauen. Ok. Er zeigte uns sein Haus. Seine Frau wusch gerade Wäsche im Hof. Drei Kinder von fünf wuselten herum. - Wir gingen kurz durch das Dorf, das überraschend sauber wirkte. Keine Flaschen und Tüten lagen herum. An der Kirche mit 3 Eingangsbögen machten wir ein Gruppenfoto. - Jetzt wurde angesprochen, was wir dem Fahrer geben sollten. Ein Vorschlag 10 Bolivianos von jedem, ungefähr etwas mehr als 1 Euro. Das kam nicht gut an, zu viel meinten ein paar, das würde die Trinkgeldstruktur kaputt machen. Ein Wort gab das andere. - Ich und einige waren total überrascht, was für Emotionen sich auf diesen Vorschlag hin entwickelten. Um diesen Streit zu beenden, meinte ich, dass das nur ein Vorschlag war, wie ja auch Toni immer einen Preis vorgeschlagen hatte, wenn es um eine "Anerkennung" ging. Jeder soll das geben was er will und so sollten wir das handhaben, bis zur Ende der Reise!!!!
Ich überlege heute immer noch, wie unterschiedlich wir die Reiseländer wahrnehmen. Kann es sein, dass ein Teil von uns "nur die Schönheiten der Länder konsumieren"? Abhaken? Wir sind hier die Ausländer und sollten egal wie arm oder wie unvollkommen wir die Länder erleben respektvoll mit den Leuten umgehen. Unser europäisches Denken, gewachsen seit Jahrhunderten, können wir nicht anderen Ländern überstülpen (eigene Erfahrungen mit einer behinderten Schule in Nicaragua über 20 Jahre). - Ich bin mir sehr sicher, dass die Leute, die eine Anerkennung erhalten, dieses Geld dringend für Essen, Kleider, Schulgeld oder was auch immer brauchen. Das Geld kommt in Umlauf und bleibt im Land. Punktuell wird eine Familie unterstützt. Das machen wir doch auch von Deutschland aus mit Spenden für ein bestimmtes Projekt - siehe Colegio Ave Maria! Zu diesem Thema könnte ich noch viel schreiben!
Zurück fielen wir hungrig über die Hühnersuppe mit Hühnerbein und Gemüse her. - Abends gab es zuerst den Rest der Suppe und dann Linsenbrei mit Quinua ohne Soße! Dass war für uns alle aber dann doch so, dass wir alle nicht viel aßen! Es schmeckte gelinde gesagt, gar nicht! Auch der Nachtisch war nicht so gelungen: 1/2 Orange in warmer Schokosoße!
Toni war mit dem zweiten Bergführer bis 70 m unter dem Gipfel des Pomerape gekommen. Am Gipfelplateau war bis zu 3m hohes Büßereis, sehr scharf und drohen abzubrechen - sehr schwer zu gehen. Auch eine Steilstufe (3er Stelle) müsste man mit Fixseilen versehen werden. Er entscheidet, dass dann doch der Parinacota bestiegen werden soll. Er hat schon Träger für morgen organisiert.
14.12. Parinacota 1. Frühstück, meine Nase läuft etwas. Ich hatte am Bus immer das Fenster einen Spalt auf, dass unsere Mitfahrer hinten auch eine Briese abbekamen. Strahlender Sonnenschein. Bis wir mit den Jeeps bis auf 5000 hochfahren, können wir noch etwas machen. Ich laufe zum Fluss, es ist warm und ich setzte mich hier in das Gras und lasse die Seele baumeln. Zwei Jungs mit Traggestellen ziehen an mir vorbei. Später sehe ich dann, dass es zwei der jugendlichen Träger aus dem Dorf sind, die das Gepäck in das Hochlager auf 5400 m tragen. Jetzt sind ja Ferien und sie verdienen sich ein willkommenes Geld. Dafür müssen sie aber erstmals ca. 20 km Fussmarsch und auf ca. 4700 m von ca. 4200 m aufsteigen! - Zurück gibt es früher Mittagessen. Alle kommen mit, auch wir, die diesmal nicht in das Hochlager aufsteigen. In abenteuerlicher Fahrt über Sand, Geröll fahren wir immer höher. Unterwegs sehen wir plötzlich viele Leute an einem Zaun stehen. Wir halten und unser Bergführer ruft Vicunas! Wir laufen auf die Leute zu und sehen, dass die Einheimischen ca. 8 Vicunas (kleinste Wildform der Lamas mit der feinsten Wolle - früher durfte nur der Inkaherrscher die Kleidung aus dieser Wolle tragen - (1kg kostet angeblich 500 Euro) gefangen hatten. Die Beine waren mit Bändern umschlungen, Frauen und Kinder hielten die Köpfe der Vicunas und streichelten sie beruhigend. Sie werden im Kollektiv gefangen und dann geschoren. Ein Recht der Einheimischen.
Weiter geht die wilde Fahrt, die auf 4700m endet. Es wird abgeladen. Die Träger sind schon da (die zwei vom Dorf hatten wir noch kurz vorher aufgenommen). Unsere Gipfelleute machen sich startklar, die Träger werden beladen und ziehen auch los. Raimund, Heike und ich laufen gemütlich 100m höher, erzählen uns was und kehren um, als es zu windig wird. Ein Jeep ist offen und wir warten bis die Träger und Fahrer zurückkehren. Noch schneller geht es zurück. Unser Fahrer meint wohl, wir bekommen Angst! Aber wir genießen eher diese wilde Fahrt nach unten und Raimund filmt die Fahrt. - Abends bestellen wir nur Suppe und quatschen gemütlich über alles mögliche. Bald ruft das Bett.
15.12. Parinacota 2. Strahlender Sonnenschein, der starke Wind der gestern um 17.00 Uhr einsetzte ist verschwunden. Unsere Gipfelstürmer wollten um ca. 3.00 Uhr los gehen und brauchen ungefähr 7h für 1100m Aufstieg. Mal sehen wie es ihnen ging. - Wir sitzen gemütlich beim Frühstück und später genießen wir draußen die Sonne. Ich schaue mir dann die Schule an, die von der Weltbank finanziert wurde und mache ein paar Fotos. Um 14.30 Uhr kommen unsere Gipfelstürmer. Alle sind glücklich oben angekommen. Nur die letzten 300m mussten mit Steigeisen gegangen werden (immer weniger Schnee ist auch dort am Gipfel des Parinacota!). Sie brauchten 7 1/2 Stunden und saßen am Gipfel in der Sonne! Es war für alle sehr anstrengend. - Ein Teil fährt nochmals zu den heißen Quellen, um im warmen Wasser zu relaxen. Abendessen. Da alle sehr müde sind, gehen wir alle bald ins Bett.
16.12. Abfahrt. Wir fahren über das Dorf Pomerape. Wir machen mehrmals Fotostop. Die Landschaft ist einfach wunderbar. Um ca. 15.00 Uhr sind wir wieder im Hotel Naira in La Paz. In der freien Zeit macht jetzt jeder zu was er Lust hat. Ich genieße einen Capuccino mit Apfelkuchen und gehe dann einkaufen. Abends gehen wir nochmals in das "Leica" zum Essen. Es gibt wieder das "Vorspeisenbuffet" und eine vorzügliche Lachsforelle aus dem Titicacasee.
17.12. In Deutschland schneit es wieder! Nach dem Frühstück bringt uns ein Bus in das Valle de Luna. Das ist ein Tal mit Erdpyramiden aus Lehm, phantastisch anzusehen. Wir laufen durch, heiß ist es, wir sind jetzt nur noch auf 3200m.
Nach dem Ausflug fahren wir wieder zurück. Ein paar, wie auch ich, steigen am Gemüse-, Obstmarkt (Mercado Rodriguez) aus, um zu fotografieren. Herrliche Fotomotive. In La Paz gibt es keine großen Einkaufsmalls oder Läden. Die Bevölkerung wird von den Straßenläden überall versorgt. Es gibt aber eine Markthalle, wo Fleisch im großen Stil verkauft wird.
Mittags fahren wir wieder mit einem Bus zur "schönsten Straße" in LP, der Calle Apolinar Jaen und besuchen drei kleine feine Museen. Wir fahren zum Aussichtspunkt "kili kili" und haben einen phantastischen Blick auf LP und die Umgebung. Hier taucht auch eine Hochzeitsgesellschaft auf, wo diese gefilmt wird. Uns sagte man noch, dass die Hochzeitsgesellschaften 7 verschiedene Plätze in LP aufsuchen sollten, weil das "Glück" bringt!
In der Nähe ist das "Colegio Ave Maria" (siehe Flyer unten), und wir wollen jetzt Ute Schöllhorn besuchen. Sie ist Leiterin des Jungeninternats und kümmert sich viel um die Problemfälle. Sie erzählte uns eindrucksvoll von der Schule und dem Internat. Noch eindrucksvoller ist für uns der Anblick, als sie uns die Schlafsäle der Jungen zeigt. 16 ältere Schüler schlafen in einem Saal, jeder besitzt ein kleines Fach für seine Kleider (mehr besitzen sie nicht!!!!!). Die jüngeren Kinder sind zu 10., die ganz Kleinen in kleineren Gruppen untergebracht. Ein Teil der Kinder hat psychische Probleme, weil sie aus ganz ärmlichen Verhältnissen vom Land kommen. Die Eltern kommen und geben einfach ihre Kinder ab, weil sie sie nicht mehr ernähren können. Manche Eltern sitzen im Gefängnis und die Kinder werden hier abgegeben. Ute beginnt dann für diese Kinder gebrauchte Kleider zu organisieren und wer den Aufenthalt bezahlen könnte. - Alle Kinder müssen beim Essen, Waschen und vielem mehr mithelfen, anders geht es gar nicht. (Flyer). Die meisten von uns gehen nachdenklich aus diesem Haus heraus. Welches Glück, dass wir in Europa geboren sind.
An der Plaza Murillo besuchen wir die Kirche und nebenan das Grab des Feiheitkämpfers "St. Cruz". Am Regierungsgebäude flattern zwei Fahnen, die von Bolivien und die karierte Fahne der "Indigenas". - Zum Abendessen laufen wir in das "Huari", auf Cetchua "Teufel". Es gehört Sen. Huari, dem das Leica auch gehört. Wir waren ja dort auch schon zwei Mal. Hier allerdings gibt es eine kleine Bühne. Es gibt dort gleich, wie im Leica, das Vorspeisenbuffet. Wir entscheiden uns für eine Hühnersuppe und entweder wieder Forelle oder Lama Braten. Es spielt eine Livekapelle und ab 20.00 Uhr wird eine Tanzgruppe ein Programm vorführen (extra 11 Dollar). Diese Vorführung ist sehr schön, die Tänzer und Tänzerinnen haben immer wieder verschiedene Kostüme an z. Teil mit Masken. Immer wieder werden Leute vom Publikum auf die Tanzfläche eingeladen. Auch unsere Männer legen flotte Tänze hin! Zum Ende zu kommt wieder Herr Huari und bietet uns seine "Spezialität" an, der Schlangenschnaps. Diesmal probiere ich ihn auch. Da ja immer wieder Schnaps aufgefüllt wird, schmeckt er relativ "normal". Prost!!
Ute war übrigens hier zu diesem Abend eingeladen. Toni wird die Einnahmen des Bergsteigertreffens diesmal diesem Colegio zur Verfügung stellen - eine tolle Idee.
18.12. Freizeit bis 13.00 Uhr.
Nachbesprechung der Reise. Um 14.00 Uhr holt uns der Bus, der uns zum Flughafen bringt. Ein letztes Mal fahren wir durch die Stadt. Wir freuen uns doch alle, dass es nach Hause geht. Das Einchecken geht problemlos. Warten! Im Flugzeug können wir ein paar Berge der Cordilleren sehen. Nach zwei Stunden sind wir in Lima. Warten, warten - unser Flieger nach Madrid hat eine Stunde Verspätung. Endlich geht es los, und wir hoffen dass bei dem langen Flug die Stunde hereingeholt wird. Unser Anschlussflug nach München ist relativ knapp und wir brauchen 20 Minuten zu dem Abfluggate. - In Madrid laufen wir im Laufschritt durch den Flughafen, Passkontrolle, Zug zum anderen Terminal usw.-, als wir ankommen sehen wir noch das Flugzeug stehen, aber sie lassen uns nicht mehr durch. Sch.., wir werden zur Info gebeten. Dort hat sich schon eine lange Schlange gebildet. Nach 1 1/2 Stunden stellt sich Georg mit all unseren Pässen, auch das Pärchen aus Lindau schloss sich an, an einen der Schalter und verhandelt - wir müssen ja alle nach München umgebucht werden. Klappt. So viel Zeit bleibt nicht mehr, der Flug geht um 19.45 Uhr. Wir essen was und dann fliegen wir nach München. Der Flug war nicht gesperrt. In Deutschland hatte es ja wieder kräftig geschneit. - In München flotte Gepäckausgabe, schnelle Verabschiedung und ich laufe mit den Lindauern zur S-Bahn. Wir wollen nach Passing. Im Bürgerking vertreiben wir uns die Zeit. Mein Zug fährt um 0.45 Uhr nach Ulm, die anderen müssen bis ca. 4.00 Uhr warten, bis es für sie weiter geht. Glücklich komme ich um 2.30 Uhr in Ulm an. Vor dem Bahnhof hätte ich fast noch einen Sturz hingelegt, Glatteis.
Es war eine sehr schöne Reise. Die Landschaften, die Berge, die Weite, die Menschen begeistern mich sehr. Lateinamerika ist meine Welt. Jedes der Länder ist eigen, geprägt von den Landschaften und daraus resultierende Lebensbedingungen der Menschen und Tiere, der vergangenen Hochkulturen.
Dank an Toni, der die Reise führte, und an alle Bergkollegen /innen: Anita, Patricia, Bernhard, Georg, Heike, Klaus, Martin, Raimund und Stefan.
Öffnen in einen neuen Fenster:
Colegio Ave Maria Seite 1
Colegio Ave Maria Seite 2
Kleine Landkarte
Links: (öffnen in einen neuen Fenster)
Toni Freudig
Große Landkarte vom
Embassyworld
6000m peaks of the Andes
Condoriri climb